Liri Belishova war eine in den frühen Jahren des kommunistischen Regimes in Albanien bekannte politische Figur. Geboren wurde sie im Jahre 1923 in einer verhältnismäßig reichen Familie in Belishova im südalbanischen Mallakastra-Gebiet. In den späten 30. Jahren besuchte sie das Pädagogische Institut 'Königin Mutter' (Instituti Nanë Mbretneshë) in Tirana und studierte, um Krankenschwester zu werden. Schon als junges Mädchen, nachdem sie Maxim Gorkis Roman 'Die Mutter' gelesen hatte, war sie von den Idealen des Sozialismus begeistert. Während des Zweiten Weltkriegs wurde sie in der kommunistischen Widerstandsbewegung Partisanin und verlor ein Auge. Im Jahre 1944 war Belishova Sekretärin beim Antifaschistischen Jugendrat und am Ende des Krieges war sie Mitglied in der Demokratischen Front. In den Jahren 1946-1947 war sie Vorsitzende der Volksjugend (Rinia Popullore). Als ihr erster Mann, Nako Spiru (1918-1947), einer politischen Säuberungsaktion der Partei zum Opfer gefallen war und sich im November 1947 das Leben nahm, wurde sie von allen Ämtern entfernt und in Berat interniert, wo sie als Lehrerin arbeitete. Zur Zeit der albanisch-jugoslawischen Allianz wurde ihr vorgeworfen, dass sie die wirtschaftliche Unabhängigkeit Albaniens mehr bevorzugte als enge Beziehungen zu Jugoslawien. Nach dem Fall von Koçi Xoxe (1917-1949) wurde sie 1948 rehabilitiert und war von 1948-1960 Mitglied des Politbüros. Zusammen mit Ramiz Alia (1925-2011) besuchte sie in den Jahren 1953-1954 das Marxistisch-Leninistische Institut in Moskau und war 1954-1960 Mitglied des Parteisekretariats. In diesen Jahren war sie mit Maqo Çomo verheiratet, der 1954-1960 Landwirtschaftsminister von Albanien war. Nach ihrer Rückkehr von einem Staatsbesuch in China mit Haxhi Lleshi (1913-1998) und Gogo Nushi (1913-1970) machte Liri Belishova in Juni 1960 einen kurzen Aufenthalt in Moskau, wo sie sich mit der sowjetischen Parteiführung über die neuesten Entwicklungen in China beriet und sich angeblich über die antisowjetische Gesinnung der chinesischen Genossen ausließ. Am 8. September 1960 brach Albanien seine politischen Beziehungen zu der Sowjetunion endgültig ab. In der darauf folgenden politischen Säuberung wurde Liri Belishova wegen ihrer angeblich prosowjetischen Haltung aus allen Parteiämtern entlassen. Kurze Zeit später wurde sie verhaftet und im Gefängnis von Gjirokastra gefangen gehalten. Nach einiger Zeit wurde sie in Cërrik bei Elbasan interniert. Insgesamt verbrachte Liri Belishova 31 Jahre ihres Lebens - bis zum Jahre 1991 - in der Internierung.
Liri Belishova, Nako Spiru, 1945.
In diesem im Juli 2011 geführten Interview spricht Liri Belishova (auf albanisch) von ihrem frühen Interesse an der kommunistischen Bewegung sowie von ihrer Enttäuschung und ihrer Abscheu darüber, was nach dem Zweiten Weltkrieg aus dem Sozialismus in Albanien geworden war. Sie gibt auch eine Retrospektive ihrer Beziehungen zu den bekannten Persönlichkeiten der Zeit, insbesondere zu Enver Hoxha, Mehmet Shehu, Nako Spiru, Musine Kokalari und Ramiz Alia.